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In Pula – Über die Römer, James Joyce und die Admiralität

Zwischen Arsenal und Kasino

Entlang der Riva stehen die alten Hallen, Docks und Kräne der Uljanik Werft, eines Traditionsbetriebes, das 1856 von der österreichischen Kriegsmarine als k.k. Seearsenal Pola gegründet wurde. Tatsächlich legte die Kaiserin Elisabeth den Grundstein für die Werft, welche dafür verantwortlich ist, dass Pula (wie so viele traditionelle Hafenstädte) seine Plätze und Flanierstraßen nach innen gekehrt hat. Die Stadt ist lebhaft aber nicht überlaufen, und wir haben den Eindruck, dass sie noch mehr ihren Einwohnern gehört, als den Touristen. Reiseziel Pula macht einen entspannten Eindruck.

In der kleinen Altstadt finden wir dann auch die versprochenen Reste aus der Römerzeit: Der Sergierbogen wurde um 30 v. Chr. von Salvia Postuma Sergia nach der Schlacht bei Actium in Auftrag gegeben. Durch das Tor verlief eine Römerstraße, die von Aquileia über Triest und Pula bis nach Dalmatien verlief. Ein weiteres Highlight ist der Augustus-Tempel auf dem Platz der Republik, der von den Einwohnern Pulas ganz nach römischer Tradition Forum genannt wird. Hier locken neben den Sehenswürdigkeiten Cafés, Restaurants und Bars. Der Tempel entstand zur Zeit des Kaisers Augustus. Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, dem sei ein Besuch des Archäologischen Museums Istriens ans Herz gelegt. Das Museum befindet sich in einer schönen Parkanlage auf einem Hügel. Gleich nebenan steht das venezianische Kastell mit dem Historischen und Maritimen Museums Istriens.

In Jahre 1904 hielt sich der damals 22 jährige James Joyce als Englischlehrer in Pula auf, wo er einen großen Teil seines Buches Portrait of the Artist as a Young Man schrieb. Zu dieser Zeit gehörte Pula zu Österreich Ungarn und war ein bedeutender Flottenstützpunkt. In diesem Zusammenhang finden wir einen interessanten Ort ganz in der Nähe des gläsernen Jugendstil-Fischmarktes: das ehemals k. u. k. Offizierskasino aus dem Jahre 1913. In dem marmornen Gebäude soll eine Bibliothek untergebracht sein: 18.000 Bände aus dem 17. und 18. Jahrhundert zum Thema Seefahrt. Einige der Räumlichkeiten sind zugänglich. Wir schlendern durch die etwas angestaubt wirkenden Hallen. In einem Raum hängen die Portraits der stolzen Generäle. Einer der Herren auf den Gemälden, derjenige mit dem markantesten Backenbart, ist Wilhelm von Tegetthoff, der ehemalige Kommandant der österreichischen bzw. österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. Das Kasino, das etwas abseits der Touristenpfade zwischen Werft und Altstadt liegt, beherbergt außerdem das Restaurant Mozart. Die Atmosphäre der Säle versetzt uns wahrlich in kaiserliche Zeiten.

Sergierbogen übereste antiker Ehernbogen aus dem Jahr 29 v. Chr. Sergierbogen - übereste antiker Ehernbogen aus dem Jahr 29 v. Chr.

Istrien kulinarisch – Das Meer und das Hinterland

Es ist Mai. Eine der schönsten Zeiten für einen Besuch in Istrien. Es ist warm und noch nicht zu heiß. Wir schlendern vorbei am Fischmarkt. Eine Tafel preist Sardinen an. Nicht gerade edle Fische, doch diese landen gerade zu dieser Jahreszeit in den Netzen der Fischer. Mit traditionellen Fangmethoden werden die Schwärme gefischt: Im Scheinwerferlicht angelockt, und mit dem Netz eingekreist, hieven die Fischer Sie ins Boot. An Land werden sie in großen fünf Kilo-Dosen geschichtet und in Salzlake gebadet. Nach drei Monaten sind sie dann bereit für den Teller – frittiert in hauchdünnem Teig, mit Kräutern mariniert oder gebraten.

Für den nächsten Tag beschließen wir eine Wanderung bei Skitača. Auf dem Weg dorthin besuchen wir die Ausgrabungen von Nazakcij. Der antike Ort Nesactium wurde bereits im 7. Jahrhundert zerstört und verlassen. Gut zu erkennen sind die Fundamente zweier Basiliken, und des Forums. Das Zentrum des Ortes befindet sich auf einem Hügel mit wunderbarem Blick über die umliegende Landschaft.

Die Wanderung führt uns von Skitača auf einem Bergrücken hinauf zu zwei etwa 500 Meter hohen Gipfeln. Der Blick zur rechten schweift über die Kvarner Bucht bis Rijeka und hinüber zur Insel Cres. Immer wieder halten wir nach den Gänsegeiern Ausschau, die wir aber leider nicht zu Gesicht bekommen. Alle Wanderwege sind gut markiert durch einen rot-weißen Punkt und führen vorbei an verlassenen Höfen, Olivenhainen und Kapellen. Es duftet frühsommerhaft nach Thymian und Salbei.

Apropos Salbei: Auf dem Rückweg nach Pula halten wir an einer Konoba auf dem Land. Das Tagesgericht ist Pljukanci, eine traditionelle Pasta von der istrischen Halbinsel. Die fingerlangen Nudeln sind puristisch in Salbeibutter geschwenkt und kommen mit einem kleinen Krug Malvasia daher– Was will man mehr?

Noch einmal die Römer

Zurück in Pula: Am nächsten Tag steht ein Besuch des Amphitheaters auf dem Programm – die Top-Sehenswürdigkeit in Pula, die wir uns für den Abschluss unseres kurzen Aufenthalts aufgehoben haben. Die Online-Enzyklopädie weiß zu berichten, dass es sich um das sechstgrößte antike Amphitheater handelt. Zur Zeit um Christi Geburt handelte es sich lediglich um einen Holzbau, der außerhalb der Stadtmauern stand. Erst durch Kaiser Vespasian wurde daraus die kolossale Steinarena, die noch heute für Kulturveranstaltungen wie Filmfestivals, Konzerte und Theateraufführungen genutzt wird. In der Antike sollen neben Gladiatorenkämpfen auch Seeschlachten in der Arena aufgeführt worden sein.

Gladiatorenkämpfen und auch Seeschlachten in der Arena Pula Gladiatorenkämpfen aber auch Seeschlachten fanden in Arena Pula statt

Am Ende sind es doch ein paar Tage mehr geworden. Übrigens, das Hotel Riviera, das Cuddon 1968 beschreibt, gibt es immer noch, nicht mehr als Grand Hotel, sondern nunmehr bescheiden als schlichtes Guest House, doch von außen prächtig anzusehen: Der neobarocke Bau mit den vier markanten Türmen zwischen Amphitheater und Hafen wurde Anfang des letzten Jahrhunderts errichtet, und ist auf vielen historischen Stadt- und Hafenansichten Pulas zu sehen.

Unter Arena befinden sich unterirdische Gewölbekomplexe über mehrere Unteretagen Unter Arena befinden sich unterirdische Gewölbekomplexe über mehrere Unteretagen