Tierwelt
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Die Guten Delfine – Rettet die Adriadelfine

Delfine in Kroatien

Wir treffen sie vor den Küsten von Montenegro im Süden der Adria, vor den Küsten Dalmatiens vor Vis und Hvar, vor der Küste Istriens und bis weit in den Norden, vor der Küste Venetiens – die Großen Tümmler. Bei ruhigem Wetter sehen wir Sie beim Spaziergang von Land aus, vor allem am frühen Morgen und zur Happy Hour am späten Nachmittag. Ihre markanten Rückenflossen sind weithin sichtbar.

Die letzten Delfine der Adria

Leider handelt es sich bei den Tieren um die letzten Delfine, die ihr festes Revier in der Adria haben. Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es in der Adria Tausende von Delfinen: Blau-Weiße- oder Streifendelfine, Gemeine Delfine, die markanten Rundkopfdelfine, und die Großen Tümmler sowie die schon fast ausgestorbenen Mönchsrobben oder Mittelmeerrobben. Die etwas über 200 Tiere, die heute noch das ganze Jahr über in kroatischen Gewässern leben, sind häufig ganz nah unter Land zu sehen – unter fünf Kilometern vor der Küstenlinie. Doch Massentourismus, industrielle Fischerei, Unterwasserlärm und Müll bedrohen auch diese wenigen Tiere, die über 30 Jahre alt werden können.

Die Begegnung mit den Tieren genießen

In Kroatien gehört es Gott sei Dank noch zum Alltag, den Delfinen in ihrem natürlichen Lebensraum zu begegnen – beim Spaziergang sehen wir sie von Land, bei der Überfahrt vom Festland auf die Inseln sehen wir sie von Bord der Fähren und bei Bootsausflügen begleiten sie uns oft sogar in nächster Nähe. Wenn es zu dieser wunderbaren Begegnung kommt, sollten wir einige Regeln beachten, um die Tiere nicht weiter zu gefährden. Die wichtigste: Die Delfine entscheiden, ob sie mit uns schwimmen wollen, oder nicht. Auf keinen Fall sollten sie bedrängt oder verfolgt werden. Überlassen sie den Delfinen die Interaktion und respektieren Sie die Entscheidung der Tiere, sich von Ihnen zu entfernen. Wer mehr über das Verhalten, den Lebensraum, Kommunikation untereinander sowie die Jagd der Delfine erfahren möchte, dem sei ein Besuch im Delfinschutzzentrum auf der dalmatischen Insel Molat angeraten.

Die Feldforschungsstation auf Molat

Unser letzter Besuch auf Molat ist schon eine Weile her. Ich glaube, es war im Frühjahr 2013. Wir hatten einen Besuch im Kornati-Nationalpark geplant und nahmen dies zum Anlass, der Insel Molat einen Besuch abzustatten. Sie liegt etwas nordwestlich der Kornaten und ist von Zadar aus am besten zu erreichen. Unser Besuch galt dem damals im Bau befindlichen Delfinschutzzentrum. Wir hatten erfahren, dass die Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) in Molat ein Schutzzentrum zu Forschungs- und Informationszwecken errichtete. Damals hatten wir leider kein Glück. Das Zentrum eröffnete erst wenige Monate später. Diesmal sollten wir hoffentlich mehr Glück haben.

Auf Insel Molat ist Schutzzentrum zu Forschungs- und Informationszwecken

Erstaunt sind wir, dass es mittlerweile sogar möglich ist, mit dem eigenen Auto nach Molat überzusetzen. Dabei lieben wir gerade die Abgeschiedenheit und die Ruhe der äußeren, kleinen Inseln in Kroatien. Nur eine einzige Straße verbindet die drei Weiler auf Molat miteinander: den Hauptort gleichen Namens, Brgulje und Zapuntel. Die Landschaft ist durch die für Dalmatien typische Macchia und Koniferen geprägt. Das Wasser ist kristallklar und leuchtet smaragdgrün.

Wir schlendern vorbei an einer Konoba, in der sich die Herren des Dorfes treffen. Einige erinnern sich vielleicht noch daran, dass es auf Molat zur Zeit der faschistischen Besatzung ein Konzentrationslager gab, in dem bis zu 20.000 Gefangene inhaftiert waren. Eine Gedenktafel weist an den noch heute existierenden Türmen und Baracken auf dieses dunkle Kapitel der Inselgeschichte hin. Ein leuchtender Moment war der Besuch des britischen Königs Edward VIII. und dessen zwei mal geschiedener, amerikanischen Geliebten Wallis Simpson. Die beiden genossen während einer Kreuzfahrt im Jahre 1936 die Ruhe und Abgeschiedenheit Molats sowie die kulinarischen Genüsse der Insel: Käse, Honig und Wein.

Das Delfinschutzzentrum zu finden, ist nicht schwer. Verlaufen kann man sich auf und in Molat nicht. Als wir vor dem kleinen Haus stehen ist die Enttäuschung groß: Die Tür ist verschlossen. Ok. Da wir eh ein paar Tage auf Molat bleiben wollten, werden wir es am nächsten Tag versuchen. Und siehe da: Wir werden herzlich empfangen. Wir erzählen, dass wir seit einigen Jahren schon die Gesellschaft zur Rettung der Delfine unterstützen und deren Aktivitäten verfolgen. Wir erzählen auch, dass wir in dem Jahr der Eröffnung im Frühjahr hier waren. Wir hätten anrufen sollen. Na ja, jetzt sind wir ja hier und wir freuen uns, die Ergebnisse der Arbeit zu sehen, die wir unterstützen. An der Wand hängt eine große Seekarte der kroatischen Küste. Wir überlegen, wo wir bereits das Vergnügen hatten, den Delfinen zu begegnen.

Am Abend sitzen wir in der Hafen-Konoba neben den alten Herren der Insel mit einer Flasche kroatischen Rotweins und warten auf den bestellten gegrillten Fisch. Wir beruhigen unser Gewissen, dass der Fisch von den wenigen verbliebenen Fischern der Insel aus kleinen Booten mit traditionellen Fangtechniken gefischt wurde – ohne Beifang (die paar kleinen Fische im Netz kommen in die Suppe) und ohne Gefahr für die Delfine, die Guten Delfine, wie die Großen Tümmler auf Kroatisch heißen: Dobri Dupin.