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Das Aromatavium von Dubrovnik

Kroatien ist eine großartige Kulturlandschaft. Hier treffen Geschichte und Geschichten aus Jahrtausenden aufeinander. Die Griechen waren hier, die Römer, Venezianer, Österreicher und slawische Völker. Sie alle hinterließen ihre Spuren. Und viele dieser Spuren sind noch immer präsent. Der Reisende trifft auf Amphitheater, Tempel- und Kirchenruinen, die Embleme des geflügelten Markuslöwen und des Doppeladlers der k. u. k. Monarchie. Die Altstadt Dubrovniksb> begeistert mit ihrer imposanten, fast zwei Kilometer langen Stadtmauer. Die Türme und Wehrgänge sind gewaltig. Die Stadtmauer und der alte Hafen – das sind die Touristenmagnete der Stadt. Millionen Menschen schieben sich jeden Sommer über die Wehrmauer und die Promenade, die Stradun, die als Hauptachse der Altstadt Hafen und Stadtmauer miteinander verbindet. Wer die Stadt genießen möchte, kommt nicht in den Sommermonaten nach Dubrovnik. Wer Ruhe sucht, kommt im Herbst oder Winter und trotzt den Sturmböen der Bora. Und wer die Stille sucht, geht ins Kloster. Zum Beispiel ins Franziskanerkloster von Dubrovnik, einen der Orte, den der irische Schriftsteller George Bernard Shaw gemeint haben muss, als er sagte: „Alle, die das Paradies auf Erden suchen, müssen nach Dubrovnik kommen und es sehen.“ Das Kloster ist einer dieser besonderen Orte Dubrovniks – sicherlich kein Geheimtipp, in einer an Geheimtipps reichen Stadt. Doch hält das Franziskanerkloster einige kulturgeschichtliche Highlights bereit, auf die es sich lohnt, sich einzulassen. Auf unsere webseite finden Sie passende Unterkünfte und Ferienhäuser in rugihen vororten von Dubrovnik.

Stadtmauer Dubrovnik

Stradun - das Tor ins Vergangenheit

Wir nutzen einen der seltenen Regentage in Dubrovnik für einen Besuch des Franziskanerklosters. Durch das Stadttor betreten wir die Stradun, auf der sich trotz des Regenwetters zahlreiche Menschen tummeln. Sofort fällt der mit 16 Wasserspeiern geschmückte runde Brunnen auf, der von Onofrio della Cava de Nápoles im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Linker Hand befindet sich der Eingang zum Franziskanerkloster, das sich mit einer Seite quasi an die Stadtmauer anschmiegt. Neben der Kirche und dem Kreuzgang hält das Kloster eine weitere Sehenswürdigkeit: Es beherbergt in seinen heiligen Räumen eine der dienstältesten Apotheken der Welt, die im letzten Jahr ihr stolzes 700. Jubiläum feierte.

Stradun in Dubrovnik ist Tor ins Vergangenheit

Wir werfen zunächst einen Blick in die Kirche mit ihrer barocken Ausstattung. Der berühmte Dichter Ivan Gundulić liegt hier begraben. Er gehörte einer angesehenen Patrizierfamilie der Republik Ragusa, wie Dubrovnik zu seinen glorreichen Zeiten als eigenständige Republik hieß, an. Weitere Adlige, Handwerker und Geistliche von Rang fanden ihre letzte Ruhe hier in der Kirche des Franziskanerklosters. Von dort aus begeben wir uns in den Hof mit dem prächtigen Kreuzgang. Reihen von filigranen Doppelsäulen schmücken den Umgang. Wir stellen uns vor, wie sie bei schönerem Wetter als am heutigen Tag, das Licht der Sonne brechen und ihre Schatten auf Boden und Wände werfen. Ja, denken wir, hier lässt sich innere Ruhe finden, im Gebet und in der Routine des monastischen Lebens.

Rechts neben dem Eingang zum Klostermuseum befindet sich heute der Eingang zu der seit Jahrhunderten durch die Brüder betriebenen Apotheke. Die jetzige Einrichtung stammt zwar nicht aus den Gründungsjahren, doch immerhin aus dem 19. Jahrhundert. Im Museum des Klosters sind die Gegenstände aus den vorhergehenden Jahrhunderten zusammengetragen: alte Rezeptbücher, Traktate über die Heilkunst und Kräuterwissen, Tiegel und Schalen, Messinstrumente.

Klostermuseum Dubrovnik

Republik Ragusa & erste Apotheke weltweit

Das Jahr 1317 gilt als Gründungsdatum der Apotheke „Male braće“. Das Jahr, in dem der große Rat der Republik Ragusa den Franziskanern die Erlaubnis gab, innerhalb der Stadtmauern Dubrovniks ein neues Kloster zu errichten. Es kann zwar bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden, ob in den ersten Tagen des Klosters, bereits das sogenannte Aromatavium, der Vorgänger der noch heute bestehenden Apotheke, eingerichtet wurde, oder erst später. Die Ordensregel der Franziskaner legt jedoch die Vermutung nahe, dass es so gewesen sein muss. Gelehrte wie Marketingspezialisten des Dubrovniker Tourismusverbandes folgen gerne dieser Theorie. Und so feierte die Apotheke 2017 das 700. Jahr ihres Bestehens.

Mittelplatz auf dem in der Nähe erste Apotheke geöffnet wurde

Wie die Frage nach dem eigentlichen Gründungsjahr der Apotheke, so wird zudem darüber diskutiert, ob es sich von Anfang an um eine öffentliche Apotheke handelte oder um eine klosterinterne. Die Franziskaner folgten schon bald einem karitativen Auftrag und kümmerten sich um Alte und Kranke. Und die heutige Reiseziel Dubrovnik erhielt schon zu Zeiten der Republik Ragusa eine Trinkwasserversorgung. Das war im Jahre 1436. Der große Brunnen draußen auf dem Platz war Teil dieser Anlage.

Kloster Bibliothek

Buchliebhaber wird die 20.000 Bände umfassende Bibliothek des Klosters interessieren. Darunter befinden sich seltene Handschriften und Inkunabeln. Die Brüder waren Gelehrte. Sie waren in der Dichtung zu Hause wie in der Wissenschaft. Und im Besonderen verstanden Sie sich in der Heilkunst. Jahrhunderte alte Rezeptbücher für Salben, Tinkturen, Medikamente und Kräuteranwendungen bewahrt die Bibliothek des Klosters. Einige der Schriften sind im Museum ausgestellt, das zudem die ehemalige Ausstattung der Apotheke im großen Renaissancesaal präsentiert. Übrigens – vielen der Kräuter, von denen einige heilende, andere kulinarische Qualitäten haben, begegnet der aufmerksame Wanderer in den Wäldern und auf den mit Macchia bewachsenen Hügeln Dalmatiens.

Dubrovnik und Köln :-)

Und da wäre noch eine Kleinigkeit, die diesen wunderbaren Ort mit unserer Heimatstadt Köln verbindet. Das Museum bewahrt eine Reliquie aus dem Kopf der Heiligen Ursula, von der allerdings bis heute nicht bewiesen ist, ob sie wirklich gelebt hat. Der Legende nach starb sie durch den Pfeil eines Hunnenprinzen vor den Toren der Stadt Köln, da sie seine Liebe nicht erwiderte.

Hafen von Dubrovnik

Das Kloster schließt am Nachmittag seine Pforten. Ausflüge in die Vergangenheit machen hungrig. Für den Abend haben wir bereits einen Lammbraten in einer Konoba außerhalb der Stadt vorbestellt. Uns bleibt noch etwas Zeit und so lassen wir uns durch die Gassen bis zum alten Hafen treiben. Die Molen liegen bereits im Schatten der Dämmerung. Der Kellner eines Restaurants muss uns nicht lange überreden, zumindest auf einen Aperitif einzutreten. Wir stoßen auf die Franziskanerbrüder an und auf die Heilige Ursula, egal, ob es sie gegeben hat oder nicht.

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